Ausstellung, Gespräche, Vortrag 16.8.2019 – 25.10.2019, freitags 17- 20 Uhr
Wege zur Nachhaltigkeit
Residency 19. 7. 2019 – 15.8. 2019
Malerei, Grafik, Installation, Video, Performance
Viele Menschen suchen Erfüllung im Konsum. Manche Menschen suchen und praktizieren bereits ein Leben im Einklang mit den Grenzen unserer Erde. Begleitet werden sie auf diesem Weg von Ratschlägen, Vorbildern, Anregungen und Dogmen. Wie entscheiden wir, was überzeugt uns? Wie sieht ein zukunftsfähiger Lebensstil aus zu einer ökologisch, sozial und wirtschaftlich nachhaltigen Gesellschaft?
Residenz und Ausstellung thematisieren diese Suche nach Wegen zur Nachhaltigkeit, die Hindernisse und Umwege, die Zweifel und Überzeugungen. Die Ausschreibung richtete sich an KünstlerInnen, die im Feld von Nachhaltigkeit und Wirtschaft arbeiten.
Die drei ausgewählten Künstlerinnen arbeiteten von 19. 7. 2019 bis 15.8. 2019 in der Residency in der Akademie für Suffizienz in der Priegnitz und stellen danach die dort geschaffenen Werke bei Group Global 3000 in Berlin aus. Ihnen steht Material von Kunst – Stoffe – Berlin zur Verfügung. Sie sammeln zum Beispiel kaum benutzte Materialien, die in gutem Zustand sind. Die Materialien wird von Baumärkten, Handwerkerfirmen, Betrieben, Messen und Privatpersonen gespendet.
Unter Nachhaltigkeit verstehen wir, ökologische Grenzen zu berücksichtigen und sich an sozialer Gerechtigkeit zu orientieren. Wirtschaft definieren wir als Organisation der Versorgung von Menschen. Die Art und Weise, wie wir Wirtschaften, ist entscheidend dafür, ob wir globale Grenzen einhalten können und ob soziale Gerechtigkeit möglich ist.
Künstlerinnen
Krisztina Fazekas-Kielbassa
125 Millionen Tonnen Wolken
Wir nehmen es so selbstverständlich, dass wir online sind. Jeden Tag laden wir mehrmals unsere Erinnerungen in Form von Fotos, Videos, Texten und Tönen auf soziale Plattformen hoch, die auf Servern in Cloud-Standorten auf der ganzen Welt mehrmals gespeichert und gesichert werden. Dabei wird eine enorme Menge an Energie verbraucht und 125 Millionen Tonnen CO2 Emission pro Jahr erzeugt. Ironisch ist, dass das Symbol dieser Speicher eine Wolke ist, genau wie das Symbol für die CO2-Emission. Es ist ungefähr die gleiche Menge CO2, die alle Flugzeuge im Himmel in die Wolken blasen. Und wenn wir denken, es sei genug unser Handy zur Seite zu legen, das ist es nicht, weil unsere Daten als digitaler Müll die ganze Zeit gespeichert und mit Energie gefüttert werden. Krisztina Fazekas-Kielbassas Werke in dieser Ausstellung hinterfragen unsere digitale Kultur und suchen die Erlösung in der Natur.
Sophie Gnest
Worry Not Sorry, (C) Sophie GnestHier gibt es nichts zu sehen
Im Dorf Reckenthin lenkt wenig von der Umgebung ab, kein Werbeplakat weit und breit, das nach Aufmerksamkeit schreit. Allein die Verpackungen auf dem Frühstückstisch kommunizieren Werbebotschaften. In der Akademie für Suffizienz will Sophie Gnest neue Botschaften jenseits des Wachstums senden. In der Residenz sucht sie nach neuen Herangehensweisen für ein Umdenken: Sie dreht Verpackungen auf links, um neue Botschaften zu entwickeln, Plakate werden radikal ehrlich getextet („Sorry, Batterie verklebt“) und ein Kartenspiel namens „Umdenkpaar“ zeigt mit Augenzwinkern neue Alltagspraktiken auf. Wie wir uns an bekannten Orten sowie an neuen Orten wie der Akademie bewegen, bearbeitet sie mit einer Werbeblockade in Berlin und, indem sie ihre werbefreien Erlebnisse vor Ort noch einmal verkörpert.
Elke Philomena Kupfer
Werbung überwinden
Es ist der Mensch, den die Malerin Elke Philomena Kupfer in ihrem künstlerischen Schaffen besonders beschäftigt. Im Gespräch mit ihren Modellen beobachtet sie immer wieder ein Suchen zu sich selbst, mit der Frage „Wie verformt uns die Leistungsgesellschaft?“ So auch bei den Menschen, die sie in der Residenz der Akademie für Suffizienz zeichnet und malt. Ein großes Thema ist hier: Wie kann ich Dinge wiederverwenden und neu in meinen Alltag integrieren. In der Zentrale für wiederverwertbare Materialien und in der AfS suchte sie nach Materialien, um sie auf die Leinwand bringen. Die Leinwand selbst ersetzt sie durch Kunststoffplanen einer ehemaligen Werbung und bringt Plastikeinkaufstüten immer wieder zu neuer Geltung. So sind auf einem großformatigen Porträt 200 Zipper angebracht worden, die von Koffern am Pariser Flughafen aufgesammelt worden sind. Es entstehen kleine Porträts auf den silbrigen Papier von Kaffeetüten, welche jemand gesammelt und liebevoll eingerollt hatte. Dinge die Menschen nicht mehr brauchen, arbeitet sie so auf die Leinwand, verwendet sie also in ihrer Kunst wieder, um sie für den Betrachter erneut sichtbar zu machen. Es ist ihre Art, zur Nachhaltigkeit und ein Umdenken aufzufordern.
Informationen zu gastgebender Institution, Ausstellungsort und Partnern
akademie-suffizienz.de
gg3.eu
kunst-stoffe-berlin.de
Programm der Ausstellung „Wege zur Nachhaltigkeit“
Vernissage 16.8., 19 Uhr
Trio Salama: Songs – akustisch und ganz nah. Gitarren, Ukulelen, Schlagwerk, Mehrstimmiger Gesang. Video, 2:26
Performance „Körper sucht Nachhaltigkeit“, Sophie Gnest. Video, 10:09
23.8., 17 – 20 Uhr Ausstellung. Elke Philomena Kupfer ist anwesend.
Künstlerinnengespräch 30.8., 19 Uhr. Künstlerinnen der Ausstellung
sprechen mit Gästen über ihre Werke
Ausstellung ab 17 Uhr
Vortrag 6.9., 19 Uhr „Nachhaltigkeit durch bessere Technik oder weniger Konsum?“ Dirk Arne Heyen, Senior Researcher, Öko-Institut e.V., Büro Berlin.
Vortrag, 50 Folien mit aktuell wichtigen Fragen und Empfehlungen, z.B. „Darf der Staat verbieten und einschränken?“Was tun? Ansetzen bei den Big Points. „Wie Suffizienzpolitik gelingen kann“
Text-Interview der Kampagnen-Webseite der Deutschen Umweltstiftung mit Dirk Arne Heyen: https://kaufnix.net/interview-dirk-arne-heyen/ als Ergänzung zum Vortrag.
Über die Notwendigkeit von Suffizienz und Suffizienzpolitik
Klimawandel, Artensterben, vermüllte Meere: Werden neue und effizientere Technologien unseren Planeten retten? Oder müssen wir auf Suffizienz setzen, also unseren Lebensstil ändern und weniger konsumieren, weniger fliegen und uns anders ernähren? Nachdem Konsumentscheidungen lange Zeit als individuelle Angelegenheit behandelt wurden, werden neuerdings verstärkt Rufe nach klaren Verboten laut. Das wiederum ruft Kritiker*innen auf den Plan, die um die Freiheit in der Gesellschaft fürchten. Der Vortrag beleuchtet die Notwendigkeit, Potenziale und Grenzen verschiedener Nachhaltigkeitsstrategien – und die Frage, welche Rolle die Politik für nachhaltigen und suffizienten Konsum spielen kann und sollte.
Ausstellung ab 17 Uhr
13.9. 17-20 Uhr Ausstellung
20.9. 17-20 Uhr Ausstellung
27.9. 17-20 Uhr Ausstellung
4.10. 17-20 Uhr Ausstellung
11.10. 17-20 Uhr Ausstellung
18.10. 17-20 Uhr Ausstellung
Finissage 25.10., 19 Uhr
Performance „Leben und Erfahrung in der Residenz“, Krisztina Fazekas-Kielbassa, Video, 17:10 Min.
Ausstellung ab 17 Uhr
Kurator der Ausstellung: Tom Albrecht
Adresse
Leuschnerdamm 19, 10999 Berlin. Kreuzberg am Engelbecken
U8 Moritzplatz, U1 Kottbussertor, M29 Oranienplatz, Bus 147 Michaelkirchplatz