15. Mai – 19. Juni 2020

KünstlerInnen
Francesco Gioacchini, Julia Schicker, Lioba von den Driesch, Manja Dessel, Mari Terauchi, Martin Zellerhoff, Rika Pütthoff-Glinka, Rosa Schmidt, Stephan Groß.

 

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Tom Albrecht: Einführung (Video 6:42 Min.)

 


Francesco Gioacchini: Statement (Video 2:26 Min.)

Oil price dropping ist eine vorbereitende Zeichnung für eine “site-specific” Installation. Einige Blumen, die mit einer schwarzen Flüssigkeit bedeckt sind, werden an bunten Seilen aufgehängt. Etwas Öl tropft aus ihnen in die Schalen darunter.Wenn der Ölpreis fällt, bedeutet das, dass die Weltwirtschaft in „Gefahr“ ist. Wir sind immer mehr um die „Gesundheit“ der Wirtschaft besorgt als um die Umwelt. In meiner Installation wird die Farbe der Blumen durch das Schwarz des Öls verdeckt, das aus ihnen tropft. Die Auswirkungen dieser Emissionen auf den Klimawandel haben die Menschen noch nicht davon überzeugt, ihre Bedürfnisse zu überprüfen, und das Geräusch eines Öltropfens macht mehr Lärm als ein umstürzender Baum.

Francesco Gioacchini: Oil price dropping, 2020
Mischtechnik auf Papier, 29,7 x 42 cm
Berlin, Deutschland


Julia Schicker: Statement (Video 2:30 Min.)

Die Arbeit setzt sich mit der Verantwortung der Politik beim Thema Klimawandel auseinander. Ohne politische Vorstösse wird es unmöglich sein, das Klima zu retten. Gewisse Politiker*innen streuen aber absichtlich Unwahrheiten, um ihre Machtposition zu erhalten. Die Videoarbeit versucht, die Argumentation und Rhetorik eines solchen Politikers aufzugreifen und andere Schlüsse aus den Argumentationssträngen zu ziehen.


Julia Schicker: Utopia Generator 1.1, 2019
Deepfakes-Video, 7:22 Min.
Glarus, Schweiz

Lioba von den Driesch: Statement (Video 2:18 Min.)

Klimawandel to go – diese Vorstellung ist auf eine ähnliche Weise faszinierend, wie postapokalyptische SciFi Welten, oder der Slogan „Berlin ist arm aber sexy“. An der Siegessäule in Berlin manifestiert sich diese Gefühlsmischung: rückwärtsgewandt, voll trivialer Sehnsüchte, erstickend, gefährlich, laut – und irgendwie auch politisch. Die Siegesgöttin glänzt in der Sonne und schreitet unaufhaltsam ins diesige Nichts. Sie ist die Reiseleiterin – wir folgen. „Vamos a la Playa“ (Lasst uns zum Strand gehen) von Righeira war 1983 ein Disco-Hit, aber der Songtext über die Explosion einer Atombombe und das Ende des Mittelmeers fand kaum Beachtung. Das Ideal des leichten Lebensstils – to go – gilt ungebrochen wider besseres Wissen.


Lioba von den Driesch: Lasst uns zum Strand gehen, 2020
Animation, Videoloop, 6:48 Min.
Berlin, Deutschland

Manja Dessel: Statement (Video 0:41 Min.)

Manja Dessel: Genug ist Genug, 2019 (Video 0:15 Min.)
Hängeinstallation, Einkaufs-Plastik-Tüten, bis zu 30m
Hattingen-Ruhr, Deutschland

Ich sehe Einkaufstüten mit ihrem immensen Plastikverbrauch als Merkmal des Konsum-Rausches, -Zwanges, der Konsum-Sucht. Inspiriert durch meine Reisen nach Tibet und Nepal und den dort allgegenwärtigen Gebetsfahnen, knüpfte ich die Einkaufstüten gleichermaßen auf. Animiert hat mich die budhistische Idee des Maßhaltens. „Überdruß am Überfluß“ – Ohne Verzicht auf unseren gewohnten Komfort wird die Zukunft Konsequenzen zeigen.


Mari Terauchi: Statement (Video 2:52 Min.)

Die Menschen sorgen sich um die Naturkatastrophen, wenn sie sie im Fernsehen sehen. Ihre Sorge wird jedoch mit dem Ende der Nachrichtenen ausgeblendet und dann durch ihr tägliches Leben ersetzt. „OK, jetzt schaltet den Fernseher aus, alle! Zeit für das Abendessen!“ „Was sollen wir heute Abend essen?“; „Was soll ich für die Party morgen anziehen?“
Die Menschen spüren, dass unser Planet wärmer geworden ist. Doch der Klimawandel schreitet nach und nach voran, und die Menschen sind in der Lage, sich an die neuen Temperaturen anzupassen. Aber wenn sie sich der Auswirkungen nicht im Fernsehen, sondern vor ihren Augen bewusst werden, wird es zu spät sein, und die Anpassung an die neue Temperatur ist nicht endlos. Es ist nicht notwendig, die Menschen jeden Tag durch das Aufzeigen von Problemen zu bedrohen, aber es ist auch sinnvoll, die Probleme von Zeit zu Zeit zur Sprache zu bringen.
Dies ist meine Erklärung zu dieser Arbeit aus dem Jahr 2010. Nach 10 Jahren ist die Situation immer noch die gleiche. Aber nach 10 Jahren sehe ich, dass viele Wissenschaftler sagen, der Klimawandel sei eine Lüge oder er geschieht aufgrund der Sonne oder aufgrund des Kreislaufs der Erde. Ich habe keine Ahnung, wer Recht hat, aber Wissenschaftler arbeiten auch für Unternehmen und ihre Regierung. Sie können die Daten manipulieren oder auch Fehler machen. Im nächsten Jahrzehnt werden wir vielleicht die Hauptursache des Klimawandels hören. Auch wenn es der Natur der Erde geschuldet ist, ist es nicht falsch, das Gift in die Luft oder in unseren Körpern zu reduzieren. Diese Unbekümmertheit geschieht nicht nur gegenüber dem Klimawandel. Die Betroffenen werden verblassen, wenn sie in ihr wirkliches Leben zurückkehren. Was wir tun können, ist, das Problem von Zeit zu Zeit zur Sprache zu bringen.


Teil der Installation

Mari Terauchi:
What shall we eat tonight?, 2010
Installation, gemischte Medien,
30-50 cm H
Ansbach, Deutschland


Martin Zellerhoff: Statement (Video 0:20 Min.)

„Cosmos und Demian, nach Joseph Beuys“, zwei beschädigte Repliken des Eiffelturms stützen sich gegenseitig.

Als Reaktion auf den Klimawandel entstanden internationale Konferenzen, für die Tausende Menschen durch die Welt jetten und versuchen unsere Welt zu retten. Mir erscheint es wie ein untauglicher Versuch.

Eine billige Eiffelturm Replik ist ein typische Mitbringsels von einer solchen Reise.


Martin Zellerhoff: Cosmos und Demian (nach Joseph Beuys), 2019
Gerahmte analoge Fotografie, Pigmentdruck, 23,9 x 30 cm, im Rahmen 55,5 x 62 cm
Berlin, Deutschland

 



 

Rika Pütthoff-Glinka: Ausgetrocknet 1-3, 2019
Fotoarbeit, Collage, Malerei, 70 x 100 cm
Dortmund, Deutschland

„Wenige hundert Meter westlich des historischen Zentrums von Malaga fließt der Rio Guadalmedina. Besser gesagt das, was von ihm übrig geblieben ist. Wegen des Ableitens vieler Bäche im Hinterland verläuft der einst stolze Rio heute meistens nur noch als Rinnsal durch das breite Flussbett“(Internet).
Die Spanier sehen den Vorteil, dass die beiden Teile der Altstadt durch den fast ausgetrockneten Fluss besser zu erreichen sind und benutzen den ehemaligen Flussverlauf als Parklandschaft.
Ich habe die südeuropäische Sichtweise auf Umweltschäden durch Spaziergänger, Cafebesucher, Zirkusleute und weiteres Interieur ergänzt und damit „auf die Spitze getrieben“.

Rika Pütthoff-Glinka: Statement (Audio, 1:55 Min.)


Rosa Schmidt: Statement (Video 6:18 Min.)

Am 19. Juni um 19 Uhr

Rosa Schmidt: Gefilmte performative Intervention “INDIGO HILLS / SETZUNGSFLIESSEN”, 2020

Das Projekt imaginiert eine durch Rohstoffabbau von Fördergruben zerklüftete Oberfläche des Planeten für die Zukunft der durchtechnisierten SMART SOCIETIES: Es erprobt mit den Mitteln einer performativen Versuchsanordnung die künftigen Formen des physischen Bodenkontakts, der Bodenhaftung und des Standings im Zeitalter der geoökonomisch herbeispekulierten Arktisschmelze bzw. verflüssigt die technokonsumistische Überheblichkeit, Bequemlichkeit und Gier der Gegenwart tanzend auf einem EISFEUER im nautischen Dämmerlicht – until natures‘ rhythms take over again.


Stephan Groß: Statement (Video 3:58 Min.)

Das Plakatkunstwerk „Federgewicht“ zeigt das Bild einer Feder über dem einer Sturmflut. Das Layout, das den Begriff zerteilt, teilt ihn auch bildlich in seine Bestandteile: Die Feder und das Gewicht.
Die in der Arbeit abgebildete Feder repräsentiert den gewohnten und liebgewonnenen Komfort, die Sturmflut die gewichtigen Gefahren, die aus unserem Lebensstil erwachsen. Wer glaubt, beim Kampf mit dem Klimawandel habe man es mit einem Federgewicht im Sinne eines leichten Gegners zu tun, der im Vorbeigehen zu besiegen ist, sitzt einem fatalen Irrtum auf. Die Folgen wiegen schwer, die weltweite Zunahme katastrophaler Wetterereignisse ist nur ein Aspekt.


Stephan Groß: Federgewicht, 2020
Collage, Typo / Digitaldruck, 50 x 60 cm gerahmt
Berlin, Deutschland

 

Nächste Termine:

Künstler/innen begegnen Gästen online

zu wechselnden Terminen, moderiert von Tom Albrecht
Jeweils von 18:00 bis max. 18:30
Vorbereitung ab 17 Uhr.

Wir verwenden das sehr datenschutzfreundliche open source jitsy meet.
Bitte ab 18.5.  unten auf den Link mit dem Künstler-Namen klicken.
Es werden nur Teilnehmende mit Bild und Sprache zugelassen.
Für PC verwenden Sie bitte die Browser Chrome oder Firefox bzw. Safari.
Große Bildschirme sind von Vorteil.
Für Smartphone, Tablet muß vorher die App Jitsy Meet aus dem Store installiert werden, für Android Datenschutzsensible aus dem F-Droid-Store.
Headset empfohlen oder Ohrhörer mit Mikrofon
Kamera und Mikrofon müssen aktiviert sein.

Martin Zellerhoff 18.5.

Julia Schicker 26.5.

Rosa Schmidt 28.5.

Francesco Gioachini 29.5.

Mari Terauchi 2.6. We had a stimulating and exciting conversation. What does climate change have to do with Corona? Where are parallels, where are differences? What can art say about this? What do we learn from Corona for climate change?

Lioba von den Driesch 4.6.

Manja Dessel 5.6.

Stephan Groß 15.6.

Rika Pütthoff-Glinka 17.6.

12.6., Videovortrag für „Klimawandel to go“ (19:21 Min.)

Vortrag Christian Löwe, UBA Klimawandel to go

Christian Löw

Christian Löw

Christian Löwe, Umweltbundesamt 

Jahrgang 1965, Diplom-Forstwirt Univ., seit 1993 Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Umweltbundesamt, aktuell im Bereich „Digitalisierung und Umweltschutz, E-Government“.
Zentrale: Arbeits- und Forschungsschwerpunkte:

  • Sozial-ökologische Transformationen von Alltag und Gesellschaft (Angewandte sozial-/kulturwissenschaftliche Umweltforschung)
  • Soziale Innovationen, Green Economy, (digitale) Kultur der Nachhaltigkeit
  • Umweltpolitik und Umweltkommunikation für nachhaltige Konsummuster und Lebensstile
  • Mitwirkung im Arbeitskreis „Kunst und Umwelt“ des Umweltbundesamtes.
Vortrag Kurztext

Das permanente Überschreiten der planetaren Grenzen überfordert nicht nur Klima und Umwelt, sondern führt auch ökonomisch, sozial und kulturell in die Sackgasse. Immer mehr Menschen wird bewusst, dass die vorherrschenden Formen des Wirtschaftens, der Konsummuster und Lebensstile in modernen Gesellschaften schon jetzt die ökonomischen und sozialen Kosten der Umweltzerstörung ins Unermessliche steigen lassen, und somit die Spielräume für ein gutes, gelingendes Leben heutiger und vor allem zukünftiger Generationen stark einschränken werden. Deutschland muss sich auf den Weg zu einer nachhaltigen Gesellschaft machen. Umweltpolitik wird damit immer mehr zu einer erweiterten Gesellschafts- und Kulturpolitik. Doch was braucht Deutschland, um zu einer Kultur für Nachhaltigkeit zu kommen? Und welche neuen Impulse können hierbei aus einem verstärkten Zusammenspiel von Digitalität und Kunst für eine kulturelle Dynamisierung der sozial-ökologischen Transformation erwachsen? Ergeben sich hieraus Ansatzpunkte für ein kultur(politisches) Konjunkturprogramm, das zu neuen Formen der Ästhetisierung von Innovation sowie gesellschaftlichen Experimenten für eine digitale Kultur der Nachhaltigkeit führen können?

19.6., 19 Uhr Finissage

„Nachlese zur Ausstellung“ per öffentlichem Gruppenvideochat mit den Künstlern/innen der Ausstellung, Gästen und dem GG3-Team. Bitte Getränke bereit stellen zum Zuprosten.
Link zum Chat gibt es ab 18:45 an dieser Stelle.

 

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