Galerie für nachhaltige Kunst in Berlin

GROUP GLOBAL 3000

Organisiertes Verdrängen der Klimakrise

Der Augenwischer. Eine besonders hartnäckige, äußerst gefährliche Spezies, bestehend aus vor allem einflussreichen, höchst privilegierten, weißen Männern. Der Augenwischer verdreht Tatsachen, stellt Negatives Positiv dar und wendet alles zu seinem Vorteil. Er steht für jene, die durch ihre Machtposition aus der Klimakatastrophe persönlichen Profit ziehen. Mit dem Verbrennen fossiler Stoffe vermehrt er seinen Reichtum. Er beutet Naturressourcen und Menschen aus. Nachhaltigkeit, verantwortungsvolles Handeln gegenüber der Klimakatastrophe oder gar in eine gemeinsame globale Zukunft gehen, steht seinem persönlichen Vergnügen im Weg. Ignoranz und Verleugnung sind seine ständigen Begleiter, die ihre Kreise ziehen.

Die mediale und politische Aufarbeitung wird von dem Augenwischer beeinflusst. Prekäre Warnzeichen der Natur werden mit Plattitüden wie „Es war schon immer heiß im Sommer“ oder „Angst- und Panikmache“ heruntergespielt, normalisiert und nehmen negativen Einfluss auf das gemeinschaftliche Verantwortungsbewusstsein.

„Augenwischer – Organisiertes Verdrängen der Klimakrise“ fängt die aktuelle gesellschaftliche Situation weltweit ein und wertet sie neu aus.

Durch eine Jury ausgewählt, zeigen zwölf internationale KünstlerInnen in humorvollen, spannungsgeladenen und bewegenden Arbeiten individuelle Ansätze zum Augenwischer und der daraus resultierenden kollektiven Klimaverdrängung. Die KünstlerInnen entlarven Desinformationen und Antiklimapropaganda, sie spielen mit Verschwörungsmythen, klagen skrupellose ProfiteurInnen fossiler Stoffe an und bieten gleichzeitig Lösungsansätze.

Begleitend der Ausstellung lädt ein umfangreiches Programm zum Austausch und Diskurs ein.” (Katja Hock)

Ausserhalb des Wettbewerbs zeigen wir die Grafik des  Léonard Chemineau, der die gängigen Narrative der Klimaschutzverhinderer mit Humor in sechs Sprachen zum Download darstellt.

Ein Agent des Zweifels ist z.B. die Springerpresse, deren Verlagshaus zu maßgeblichen Teilen Fossilinvestoren gehört, ebenso AFD, sogenannte „Querdenker“. “Es war schon immer heiß im Sommer”, “Ist doch gut so!”, “Ja Wetter halt”, “Angst- und Panikmache”, “Wer’s glaubt, wird selig”, “Der Glaube an den menschengemachten Klimawandel als Religionsersatz?”

Kognitionswissenschaftler haben einen PLURV genannten Baukasten entwickelt, der helfen soll, Desinformation und Propaganda in Bezug auf die Klimakrise zu erkennen: Pseudoexperten, Logikfehler, Unerfüllbare Erwartungen, Rosinenpickerei, Verschwörungsmythen sind dabei Erkennungsmerkmale.

In Deutschland führen die Parteien CDU und FDP einen lehrbuchhaften Verzögerungsdiskurs: Sie haben keine Vorschläge. Es geht in Wahrheit nicht um politische Ideologien, es geht um die Verteidigung fossiler Geschäftsmodelle.

Die Verdrängung führt zu Aggression gegen z.B. Meteorologen im TV, die Hassbotschaften erhalten. Man glaubt nur, was man glauben möchte. Forscherinnen und Forscher sprechen davon, dass dissonante Information abgewertet und konsonante Information aufgewertet wird. Dass die Menschheit gerade dabei ist, mit ihrer Lebensweise die menschlichen Lebensgrundlagen zu vernichten, erzeugt unangenehme Emotionen: Schuldgefühle, Ängste, Trauer über die verspielte Zukunft, das zwangsläufige Leiden und Sterben. Kognitive Missklänge also. Da kann eine Pseudoinformation, die nahelegt, alles wäre gar nicht so schlimm, entlasten.

Das Buch zur Ausstellung:

Männer, die die Welt verbrennen. C. Stöcker, 4. Aufl. 2024, Ullstein Verl.

Männer, die die Welt verbrennen. C. Stöcker, 4. Aufl. 2024, Ullstein Verl.

Die Werke

Die Arbeit „Spin Doktor“ von Tom Albrecht versinnbildlicht die Fossilindustrie, die sowohl Politik und öffentliche Meinung als auch die regenerative Energiegewinnung bremst.

Stephan Groß befasst sich mit einer Aussage von Beatrix von Storch. „In Blame It on the sun“ schieben die reaktionären Kräfte die Verantwortung dem unbeeinflussbaren Himmelskörper zu, der sich nicht dagegen wehren kann.“, so Groß. Aus gesammelten und geschredderten Klimawandelleugner Bild- und BZ-Zeitungen presst Pia Höhfeld Blöcke zusammen und inszeniert sie als Installation „hochgestapelte Zeilen“.

Vera Leisibachs 22-minütige Videoarbeit „In Reverse“ behandelt das gesellschaftliche und individuelle Ohnmachtsgefühl gegenüber den klimatischen Veränderungen. Und mit „Pegellatte“, einem mehrteiligen Wandobjekt, macht Christine Lengtat verzerrte Wahrnehmung sichtbar: „Offensichtliches nicht anzuerkennen führt zu einer Deformation im Denken, hier widergespiegelt in einer veränderten, aus den Fugen geratenen Konstruktion.“

Vera Menolds Malerei „Survival of the sickest“ demonstriert die Tragweite der Klimakrise; Umweltverschmutzung, Zerstörung, Habsucht und letztendlich der Tod, während die fünfteilige Multimedia-Arbeit „Peanuts“ von Brigitte Nolden das mangelnde Verantwortungsgefühl und Verharmlosung der weltweiten Belastung herausarbeitet.

Riiko Sakkinen lässt inClimate Change Denial Is Not a River in Egypt“ humorvolle Wortspielerei mit Konsumobjekt verschmelzen, um auf den Zustand der psychologischen Verleugnung hinzuweisen. Andrea Streits Videoarbeit nutzt ebenfalls Humor als Form der Auseinandersetzung: In „23.Episode from the puppet film“ inszeniert sie eine US-amerikanische Reality-Show, in der ein selbstherrlicher Egomane und amtierender Präsident, eine Puppe namens Donald Sinclair, von einem Kamerateam durch seinen Alltag begleitet wird.

Der rote Faden“ von Violetta Vollrath besteht aus 12 Ausdrucken von fiktiven Plakaten politischer Statements. Undeutlichkeit und Auslassung konkreter Aussagen werden kritisiert und falsche Versprechungen und Forderungen von Vollrath entlarvt.

Lioba von den Driesch überträgt die Kurve einer Infografik ansteigender Temperaturen auf eine Kyrie-Partitur. Ein Gott soll durch die Klänge beschwört werden um die kosmische Harmonie wieder herzustellen, was ebenfalls in „Now it´s beautifulvon Misha Waks anklingt. Er versucht den Prozess des Schmelzens umzukehren und eine Balance zu kreieren, doch steht der für Einzelne profitable Kohleabbau dem daraus resultierende Schmelzen der Gletscher gegenüber und betrifft die gesamte Menschheit.

Augenwischer – Organisiertes Verdrängen der Klimakrise“ fängt die aktuelle gesellschaftliche Situation weltweit ein und wertet sie neu aus. Die KünstlerInnen entlarven Desinformationen und Antiklimapropaganda, sie spielen mit Verschwörungsmythen, klagen skrupellose ProfiteurInnen fossiler Stoffe an und bieten gleichzeitig Lösungsansätze.

Text von Katja Hock

QLIMATE QRONOBOT

QLIMATE QRONOBOT. KI und die Zukunft unseres Planeten

Ausstellung von Maria Korporal mit Installation und Videos

QLIMATE QRONOBOT. Installation von Maria Korporal, Berlin 2024

QLIMATE QRONOBOT. Installation von Maria Korporal, Berlin 2024

19.7. – 16.8.2024, dienstags und freitags 17- 20 Uhr

Kann KI uns helfen, den Klimawandel zu bekämpfen? Was sind die Möglichkeiten? Gibt es Widersprüche?

Die Künstlerin errichtet eine ortsspezifische Multimedia-Installation in der Galerie. Sie fragte dafür eine Online-KI: „Stell dir vor, du bist der Qlimate Qronobot, und ich frage dich, was du tun kannst, um die Klimakrise zu bekämpfen und unseren Planeten zu retten, was würdest du antworten?“ Die Antworten baute die Künstlerin in ihre Installation ein.  Eine dystopische 360°-Landschaft projiziert sie auf die Wände. In der Mitte dreht sich der „Qlimate Qronobot“. Das ist eine physische roboterähnliche Figur aus Würfeln, die auf allen Seiten mit scann baren schwarz-weiß Codes bedruckt sind. Diese können verschiedene Augmented-Reality-Darstellungen aufrufen: ein animiertes, vielfarbiges Zusammenspiel aus analogen Kreidezeichnungen und KI-generierten Formen und -Texte, und kleineren virtuellen Würfeln, die sich in einem virtuosen Ballspiel umherbewegen. Eine Webcam erfasst den Raum mit den Augmented-Reality-Szenen, die mit bloßem Auge nicht zu sehen sind, und projiziert das Gesamtbild in den Nachbarraum. Die Grautöne der 360 Grad-Landschaft verwandeln sich hierbei in Regenbogenfarben. Die Gäste können mit ihren Smartphones den Roboter scannen und in ihn hineinschauen.

Das Werk ist Teil des umfassenden work-in-progress Projektes „Qorporal Quests“. In einer Serie von multimedialen Installationen hinterfragt Maria Korporal die globale digitale Entwicklung und setzt dabei Kombinationen analoger und digitaler Techniken ein.

Die Künstlerin zeigt außerdem eine Auswahl ihrer Videos, die sich mit Nachhaltigkeit, Umwelt und Klimawandel auseinandersetzen.

 

Maria Korporal stellt ihren Qlimate Qronobot vor

Die Künstlerin stellt ihren Qlimate Qronobot vor © Maria Korporal. Klick auf das Bild, um das Video zu öffnen.

Die Installation “Qlimate Qronobot” in der Ausstellung

Die Installation “Qlimate Qronobot” in der Ausstellung © Maria Korporal. Klick auf das Bild, um das Video zu öffnen

 

Programm

19.7., 19 Uhr Vernissage, Einführung in die Ausstellung Tom Albrecht

 


26.7, 19 Uhr, Vortrag mit Gespräch „KI und der Klimawandel: Chancen und Risiken“,
Dr. Friederike Rohde, IÖW

 

9.8., 19 Uhr, Künstleringespräch. Die Künstlerin spricht mit Gästen über ihre Werke. Moderation Tom Albrecht

16.8., 19 Uhr, Finissage, Performance: „Live-Looping Performance“. Stephan Groß und Marcus Urruh, Improvisieren mit Stimme, Gitarre, Didgeridoo, Bansuri-Flöte, Melodika, Percussion und Synthesizer.

Kokuration Tom Albrecht, 65. Ausstellung von GG3

 

Qlimate Qronobot Flyer

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Augenwischer

Organisiertes Verdrängen der Klimakrise (Auf rot klicken zur weiteren Beschreibung der Ausstellung und ihrer Werke)

Ausstellung mit Programm 11.10. – 22.11.2024

Ab dem 11. Oktober 2024 präsentiert die Galerie Group Global 3000 in ihrer Schau „Augenwischer – Organisiertes Verdrängen der Klimakrise“ in Malerei, Video- und Soundarbeit, Installation, Zeichnung, Performance und Vorträgen mit Gesprächen  eine kritische Auseinandersetzung zur kollektiven Verdrängung des bestehenden Klimawandels.

Peanuts (Ausschnitt), Brigitte Nolden, Rosengarten, 2024

Peanuts (Ausschnitt), Brigitte Nolden, Rosengarten, 2024

Objekt, Bild, Audio, Installation, Video:
Tom Albrecht, Stephan Groß, Pia Höhfeld, Vera Leisibach, Christine Lengtat, Vera Menold, Brigitte Nolden, Riiko Sakkinen, Kollektiv Thinking of Yves, Violetta Vollrath, Lioba von den Driesch, Misha Waks. Special guest: Léonard Chemineau

Programm

Ausstellungsdauer: 11.10. – 22.11.2024
Die Galerie ist während der Ausstellungsdauer dienstags und freitags 17 bis 20 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet.

Fr. 11.10.2024, 19 Uhr: Vernissage
Begrüßung: Maria Korporal, Einführung in die Ausstellung durch Kunsthistorikerin Katja Hock, Soundperformance Roberta Busechian

Roberta Busechian, Soundperformance während der Vernissage

15.10., 17-20 Uhr ist leider geschlossen wg. Krankheit.
18.10., 17-20 Uhr ist die Künstlerin Vera Leisibach anwesend.
22.10., 17-20 Uhr ist die Künstlerin Pia Höhfeld anwesend.

25.10.2024, 19 Uhr: KünstlerInnengespräch
KünstlerInnen der Ausstellung sprechen vor Ort und online mit Gästen über Ihre Werke. Moderation Katja Hock
Ab 17 Uhr ist die Künstlerin Vera Menold anwesend

29.10., 17-20 Uhr ist der Künstler Stephan Gross anwesend.
1.11., 17-20 Uhr ist der Künstler Tom Albrecht anwesend.
5.11., 17-20 Uhr ist die Künstlerin Vera Leisibach anwesend.

08.11.2024, 19 Uhr: Vortrag mit Gespräch
„Bremser der Transformation und ihre Beruhigungspillen im Klimakrisendiskurs“ Prof. Dr. Axel Gelfert, Philosoph TU Berlin und Prof. Dr. Manfred Stede, Computerlinguist Uni Potsdam, Scientists for Future
Ab 17 Uhr ist der Künstler Tom Albrecht anwesend.

12.11., 17-20 Uhr ist die Künstlerin Lioba von den Driesch anwesend.

15.11.2024, 19 Uhr: Vortrag mit Workshop
“Der eigene ökologische Hand- und Fußabdruck. Grenzen und Möglichkeiten”, Tom Albrecht
Ab 17 Uhr ist der Künstler Tom Albrecht anwesend.

19.11., 17-20 Uhr ist der Künstler Stephan Groß anwesend.

22.11.2024, 19 Uhr: Finissage
Performance „Brandbeschleuniger“ von Pia Höhfeld,
Dragonstaff Fire Art von Pyra Mystica
Ab 17 Uhr ist die Künstlerin Vera Leisibach anwesend.

Jury Team GG3: Tom Albrecht, Stephan Groß, Maria Korporal, John Maibohm
Kurator: Tom Albrecht
Kokuratorin: Katja Hock
Werbung: Maria Korporal

66. Ausstellung

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