Vortrag von Tom Albrecht mit Workshop für Gäste und Künstler:Innen im Rahmen der Ausstellung „Leichtfüßig, 10 Jahre Kunst der Nachhaltigkeit“, Berlin, 3.11.2023

Tom Albrecht: Was ist nachhaltige Kunst? (Foto S. Bahlecke) Leichtfüßig

Tom Albrecht: Was ist nachhaltige Kunst? (Foto S. Bahlecke)

Was ist nachhaltige Kunst?

  • Kunst, die Nachhaltigkeit in Thema, Material und Ort praktiziert.
  • Verringert den eigenen ökologischen Fußabdruck.
  • Vergrößert den ökologischen Handabdruck durch Wirkung auf die Gesellschaft,
  • Ist barrierearm, dialogisch,
    Nutzt Ausstellungen, Website, Mailing, Presse
    „Tue Gutes und rede darüber“,
  • Praktiziert Konsequenz und Glaubwürdigkeit,

Wirtschaftlich, sozial und ökologisch gehören für die Nachhaltigkeit zusammen.

In Deutschland bestehen die größten Defizite im Ökologischen: Klimaschutz, Artensterben.
Deutschland gilt im internationalen Vergleich wirtschaftlich und sozial als ein weitgehend funktionierender Staat.
Lösen der Defizite mit Schwerpunkt auf das Ökologische, verbunden mit dem Sozialen und Wirtschaftlichen.

Motive für nachhaltige Kunst

  • Klimawandel, Artensterben sind große gesellschaftliche Herausforderungen, lokal, national, global.
  • Der lineare Dialog der Presse, Wissenschaft stößt an seine Grenzen.
  • Kunst ist hier gesellschaftlicher Impulsgeber.
  • Kunst kann berühren, Fantasie anregen, Lösung durch Assoziationen bewegen.
  • Freiwilliger Prozess. Grund kann sein, Sorgen um die Welt, Erfahrungen weiter geben, Einfluss auf Gesellschaft nehmen

Nachhaltige Kunst ist politisch

Kunst kann politisch sein: In Tradition von John Heartfield Begründer der politischen Fotomontage, Otto Dix anti-kriegsverherrlichend, Picasso Guernica klagt gegen Krieg und Zerstörung.

Kunst befasst sich politisch mit Ökologie: Joseph Beuys ist kritikwürdig, aber pflanzte 7000 Eichen „Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“ als Zeichen gegen die Zerstörung der Natur. Der Berliner Künstler Ben Wargin z.B. installierte das Parlament der Bäume im neuen Regierungsviertel.

Nachhaltige Kunst unterstützt die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung als politische Zielsetzungen der Vereinten Nationen (UN), die weltweit der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene dienen sollen.

SDGs bei GG3-Ausstellungen

Drei Bereiche gehören zusammen

  1. Der Betrieb des Kunstortes z.B. sein CO² Produkt. Für KünstlerInnen ihr verwendetes Material, ihr Betrieb
  2. Das Thema der Ausstellungen, der Werke
  3. Die Öffentlichkeit für Gäste, Werbung

Betrieb des Ausstellungsortes

Green Team gründen, Leitbild formulieren
Verbrauchswerte erfassen
Sparpotential Strom für Licht und Geräte? Lichtkonzept
Heizen der Ausstellungs- und Arbeitsräume: Stoßlüften, Raumtemperatur
Druckaufträge z.B. RC-Papier
Abfalltrennung, Abfallvermeidung
Dienstleister ökologisch: Catering, Provider, Bank
Verpackung wiederverwenden
Teeküche Kaffeemaschine

Betrieb: Vernetzung

Gallery Climate Coalition (GCC) ist eine internationale gemeinnützige Gemeinschaft von Kunstorganisationen, die sich für die Verringerung der Umweltauswirkungen ihres Sektors einsetzt.
Das primäre Ziel der GCC ist es, ihre CO 2 -Emissionen bis 2030 um mindestens 50% zu reduzieren und Nullverschwendung zu fördern.
Mitglieder sind Künstler:Innen, gewerbliche und nichtgewerbliche Kunstinstitutionen.
Bieten CO2-Rechner, Best Practice Guidelines, Kampagnen
„Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit“ Schwerpunkt Betriebsökologie, bildet Berater:Innen aus, Zertifikat, z.B. Museen mit Klimatisierung, Theater
Angebote von GG3 auf gg3.eu unter „Galerie“, „Nachhaltig“: Leitbild,
Nachhaltigkeitscheck Projekträume, Nachhaltigkeit als Thema für Werke und Ausstellungen, Nachhaltigkeit für bildende Künstler:Innen, Nachhaltigkeit für gewerbliche Galerien

Material der Künstler:Innen

Als Galerie anregen zur Verwendung von nachhaltigem Material
Z.B. hat die Ausstellung „Leichtfüßig“ als Bedingung den kleinen ökologischen Fußabdruck des Werkes.
Der Veranstalter äußert den Wunsch, das die KünstlerInnen NH-Material verwenden.
gg3.eu/nachhaltigkeit-fuer-bildende-kuenstlerinnen/
Er verweist auf Materialquellen wie das HDM, Kunststoffe e.V.
Wünscht sich für die Anlieferung die Post statt der Anreise der KünstlerInnen.
Anreise z.B. Bahn statt Flug

Nachhaltigkeit im Thema

Aus aktueller gesellschaftlicher Diskussion
Werke z.B. Thomas Behling „Karte von Berlin“ (Ausschnitt)
GG3 -Ausstellungen:
nach Katastrophe im Ahrtal: „Sintflut heute“
„Bauer sucht Industrie“ Artensterben
„Cargo“ Verkehr für Güter, Lieferdienste
„Leichtfüßig“ kleiner ökol. Fußabdruck der Werke

Absichten

Bilder für Abstraktes schaffen
Will verändern, mischt sich ein
kann helfen für Bewegung, Mut machen
sucht Aktualität
greift Probleme auf
Macht da weiter, wo Wissenschaft endet
Dystopisch mit Fenster der Hoffnung
Kunstort: Galerie, Projektraum, Museum, Atelier, Sammlung, Draußen

Öffentlichkeit

Menschen suchen Antworten auf die Krisen
Chance für die Kunst zu berühren, glaubwürdig
Gäste eher über den  Anschluss an den ÖPNV informieren, als über die Parkmöglichkeiten für PKW.
Der GCC beitreten
Das eigene Engagement darstellen auf eigener Website
Auf nachhaltigen Websites werben
z.B. gemeinschaftswerk-nachhaltigkeit.de
GG3 hat Resonanz: Radioeins, Creative City Berlin, Art next Door, Prolog, RBB Kultur, Senatspreis, TAZ, bpigs, 1000 Interwievs, coinspiration, Zeitschrift für Kultur

Bewegung für mehr Nachhaltigkeit in Kunstorten geschieht langsam

  • Große Orte wie Museen beginnen sich zu bewegen. Energiekosten drücken, Unterstützung Bundesregierung, Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit, z.B. Energieberatung für Theater, bildet Transformationsmanager aus.
  • Kommunale Galerien Berlin: Der Arbeitskreis organisierte 2022 eine Tagung zur NH.
  • Gewerbliche Galerien Berlin: 2022 Wettbewerb durch den Berliner Wirtschaftssenat, Galerien zeigen sehr unterschiedliches Engagement
  • Kunsthochschulen: KH Weissensee hat NH-Leitbild, Universität der Künste Berlin hat ein Klimaschutzkonzept für Betrieb und Lehre.
    Der Prozess geht zu langsam. Der Schwerpunkt liegt bei Betrieb, aber nicht bei Forschung und Lehre.

Workshop

„Problem Blase“: Wie kann nachhaltige Kunst mehr Wirksamkeit erzeugen?

Vortragender

Tom Albrecht
Künstler, Gründer und Kurator
tomalbrechtart.de

GG3 zeigt seit 2013 62 Ausstellungen zu bildender Kunst und Nachhaltigkeit
GG3.eu, gg3.eu/nachhaltig/
Leuschnerdamm 19, 10999 Berlin